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Pestsäule Mödling erstrahlt in Orange als Zeichen gegen Gewalt an Frauen

    Soroptimist Club Mödling unterstützt wieder die weltweite Kampagne ORANGE THE WORLD

    „Gewalt an Frauen ist ein No-Go und kein Kavaliersdelikt! Gewalt gegen Frauen und Kinder darf in unserer Gesellschaft endlich keinen Platz mehr haben“, unterstreicht Judith Hradil-Miheljak, Präsidentin des Soroptimist Club Mödling ihren Einsatz gegen Gewalt an Frauen. Unterstützt wird die weltweite UN-Kampagne „16 Tage gegen Gewalt“ durch orange erstrahlende Wahrzeichen in ganz Österreich und eine Infokampagne mit Schauspielerin Ursula Strauss. Der engagierte Serviceclub fragte Mödlings Bezirkspolizeikommandanten iR Oberst Peter Waldinger nach seinen Erfahrungen mit Gewalt im öffentlichen und privaten Raum. Bei Gaby Steiner, Obfrau des Frauenhauses im Bezirk Mödling, holte er Tipps ein, wie man reagieren kann, wenn man im privaten Umfeld Gewalt wahrnimmt. Das Wichtigste: hinsehen und handeln!

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    Judith Hradil-Miheljak, Präsidentin SI Club Mödling (Archivbild aus 2019)

    „Gewalt an Frauen und Mädchen macht leider keine Corona-bedingte Pause“, lautet das traurige Fazit von Präsidentin Judith Hradil-Miheljak. Aufmerksamkeit für dieses wichtige Thema zu wecken, wird durch den aktuellen Lock-down allerdings schwieriger: Die zum Kampagnenstart am 25.11.2020 geplante Veranstaltung – bei der als Zeichen der Solidarität orange beleuchteten Pestsäule in Mödling gemeinsam mit Bürgermeister Abg.z.NR Hans Stefan Hintner und Stadträtin Roswitha Zieger – musste abgesagt werden, ebenso die Performance mit den Schülerinnen der Modeschule Mödling.

    Im Telefoninterview mit unserer Design. Präsidentin Lilli Frömmer-Scherabon berichtete Oberst Waldinger von rund 150 Gewaltdelikten pro Jahr im Bezirk Mödling innerhalb der Privatsphäre, vor allem Beziehungstaten: Rund 90% der schweren Sexualdelikte werden innerhalb von Beziehungen begangen, Körperverletzungen geschehen ebenfalls meist im Familien- oder Bekanntenkreis. Werde die Polizei von den Betroffenen oder Nachbarn gerufen, kann sie gegen den Gewalttäter ein zweiwöchiges Betretungsverbot aussprechen. Zusätzlich gebe es die Pflicht für die Polizei, das Opfer an ein Gewaltschutzzentrum zu vermitteln, wo es unterstützt werde. Er vermute aber eine große Dunkelziffer, da Opfer sich oft aus Scham nicht trauen würden, die Polizei um Hilfe zu bitten. Gewalt an Frauen werde übrigens quer durch alle Bevölkerungsschichten begangen, von Akademikern ebenso wie von Hilfsarbeitern. 

    Hinsehen, handeln!

    Von Gewalt betroffenen Frauen rät Oberst Waldinger, sich auf jeden Fall mit der Polizei in Verbindung zu setzen und Konsequenzen zu ziehen, auch wenn die Schamgrenze hoch ist. Mit Hilfe von Gewaltschutzzentren und dem Gericht sollte eine Trennung erfolgen, weil sich Gewalt immer wiederholt. Trennungen seien natürlich schwierig, weil einerseits oft noch eine emotionale Bindung da sei und andererseits noch immer viele Frauen wirtschaftlich vom Mann abhängig seien.

    Wenn man Zeuge von Gewalt wird, sollte man auch die Polizei rufen. Bei einem Verdacht oder wenn man weiß, dass Gewalt immer wieder vorkommt, ist der erste Schritt das – unauffällige – Gespräch mit der Betroffenen.

    Auch Gaby Steiner, Obfrau des Frauenhauses im Bezirk Mödling, rät dazu, die Polizei-Notrufnummer anzurufen, wenn man Zeuge von Gewalt wird. Nimmt man Unruhe wahr, kann man der Betroffenen unauffällig die Nummer der Frauenhelpline zustecken und ihr den Tipp geben, bei der Helpline anzurufen, wenn sie sich in ihrem Umfeld gefährdet fühlt. 

    Schauen Sie nicht weg! Bei der Frauenhelpline 0800 222 555 oder www.frauenhelpline.at gibt es Rat und Hilfe – rund um die Uhr, anonym, kostenlos, mehrsprachig. Die Polizei ist bei Notfällen auch per SMS erreichbar: 0800 133 133

    ORANGE THE WORLD – weltweite Kampagne gegen Gewalt an Frauen und Mädchen

    Gewalt an Frauen und Mädchen sichtbar machen – dies ist das Ziel der internationalen UN Women Kampagne ORANGE THE WORLD, bei der weltweit symbolträchtige Gebäude in orangem Licht erstrahlen. Die 16 Tage gegen Gewalt an Frauen finden jährlich zwischen dem 25. November – dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen – und dem 10. Dezember – dem Internationalen Tag der Menschenrechte – statt. Diese Kampagne möchte auf Gewalt an Frauen aufmerksam machen und wachrütteln. Sie wird  in Österreich seit 2017 gemeinsam von UN Women Austria, Soroptimist International Austria, dem Ban Ki-Moon Centre for Global Citizens und HeForShe Graz umgesetzt.

    Bereits zum dritten Mal in Folge ist Ursula Strauss die Schirmherrin der Kampagne in Österreich. Die Schauspielerin engagiert sich stark im Kampf gegen Gewalt an Frauen und Mädchen. Sie tritt dafür ein, dass Gewaltopfer die Chance erhalten, sich mit ihren Erfahrungen in der Öffentlichkeit positionieren zu dürfen. Wie wichtig die Bewusstseinsbildung der Bevölkerung zu diesem Thema auch in Österreich 2020 immer noch ist, zeigen die Statistiken: 20 Prozent aller österreichischen Frauen ab 15 Jahren waren bereits von körperlicher und/oder sexueller Gewalt betroffen. 35 Prozent aller Frauen in Österreich wurden bereits sexuell belästigt. Viele Frauen sehen jedoch noch immer von Anzeigen ab. Der Handlungsbedarf ist weiterhin riesig, weshalb sich ORANGE THE WORLD auf Bewusstmachen, Vorbeugen und Reagieren fokussiert.